Survival Wissen zum Nachschlagen

Ob für deine Ausbildung, dein nächstes Abenteuer oder einfach, weil’s dich interessiert – hier findest du kompaktes Know-how aus der EarthTrail-Praxis.

Insekten und Co. - Tierische Notnahrung

Engerlinge und Engerlingsartige

Tierische Notnahrung Engerling, Foto: Falko Zurell

Blatthornkäferlarven – etwa von Mai- oder Rosenkäfer – zählen zu den größeren, gut verfügbaren Insektennahrungsquellen in Mitteleuropa. Sie sind weißlich, weich, besitzen einen stark gekrümmten Körper, einen auffällig dunklen Kopf und kräftige Mundwerkzeuge. Man findet sie meist im oder am Totholz, seltener im Boden totholzreicher Waldränder. Die Tiere ernähren sich von zersetztem organischem Material.

Vor dem Verzehr sollten sie sorgfältig vorbereitet werden. Dafür wird die Larve am hinteren Ende seitlich gefasst und mit leichtem Druck in Richtung After massiert. Stülpt sich das Darmende leicht aus, kann der Darminhalt ausgestrichen werden – oft mit deutlich wahrnehmbarem Geruch nach Terpentin, was auf holzzersetzende Nahrung hinweist. Danach den Kopf entfernen.

Roh sind diese Larven zwar theoretisch essbar, geschmacklich aber wenig angenehm und hygienisch riskanter. Durch kurzes Rösten in der Pfanne oder über offenem Feuer verbessert sich der Geschmack deutlich, der Terpentingeruch verflüchtigt sich weitgehend. Auch Konsistenz und Verträglichkeit werden durch Hitze positiv beeinflusst.

Wie bei allen Insekten gilt: Nur dann essen, wenn das Tier eindeutig bestimmbar und als ungiftig bekannt ist. Wer sich nicht sicher ist, lässt es lieber bleiben.

Heuschrecken

Survival Nahrung: Heuschrecke, Foto: pixabay.com

Beim Sammeln essbarer Insekten gilt ein Grundsatz: Auffällig gefärbte Tiere werden besser gemieden. Intensive Farben – vor allem Gelb, Rot, Blau oder metallisch glänzend – sind in der Natur oft ein Warnsignal. Sie deuten auf chemischen Schutz oder schlechte Verträglichkeit hin und sollten bei Unsicherheit grundsätzlich ausgeschlossen werden.

Zur Jagd empfiehlt sich ein gezielter Griff von oben, direkt über das sprung- oder flugbereite Tier, oder ein schnelles Schlagen in die unmittelbare Umgebung, etwa ins Gras oder auf einen Ast. Viele Insekten sind reaktionsschnell, lassen sich aber mit ruhiger Bewegung und gutem Timing einfangen.

Vor dem Verzehr sollten Kopf und Verdauungstrakt entfernt werden, um mögliche Bitterstoffe oder Keime auszuschließen. Auch Flügel und stark bestachelte Beinsegmente werden abgeschnitten, da sie beim Kauen störend und schwer verdaulich sind.

Einige Arten lassen sich roh verzehren, meist empfiehlt sich jedoch ein kurzes Rösten oder Anbraten. Das tötet mögliche Keime ab, verbessert Geschmack und Textur und macht die Tiere insgesamt verträglicher.

Würmer

Regenwurm als Notnahrung, Foto: Pixabay.com

Regen-, Mist- und Tauwürmer gehören zu den am leichtesten zugänglichen tierischen Eiweißquellen im mitteleuropäischen Raum. Ihr langgestreckter, segmentierter Körper und die feuchte, schleimige Haut machen sie unverkennbar. Man findet sie direkt in der Erde, unter feuchtem Laub oder flachen Steinen – vor allem bei Regen oder in den frühen Morgenstunden.

Eine effektive Methode zum Sammeln ist das sogenannte Herausschlagen. Dafür werden mehrere mittelstarke Holzruten auf einer Fläche von etwa neun Quadratmetern rund 50 Zentimeter tief in den Boden getrieben. Schlägt man wiederholt seitlich gegen die Ruten, reagieren die Würmer auf die Vibrationen mit einer Fluchtbewegung und steigen an die Oberfläche.

Vor dem Verzehr sollten die Tiere durch leichten Druck in Richtung After entleert werden – das entfernt Erde und Darminhalt. Alternativ kann ein kurzes Brühen helfen, den Vorgang zu erleichtern. Roh sollten Würmer grundsätzlich nicht gegessen werden. Sie können Parasiten oder Krankheitserreger übertragen. Durch Kochen oder Rösten werden diese zuverlässig abgetötet, und auch der Geschmack wird dadurch deutlich neutraler.

Käfer

Zikaden als Survival Nahrung, Foto: pixabay.com

Maikäferartige, Zikaden und ähnliche Insekten können in bestimmten Regionen eine brauchbare Notnahrungsquelle darstellen. Vor dem Verzehr ist jedoch Vorsicht geboten. Einige Arten sondern bei Bedrohung übelriechende oder potenziell giftige Sekrete ab. Ein einfacher Verträglichkeitstest besteht darin, das Tier leicht zu drücken und auf auffälligen Geruch oder absondernde Flüssigkeit zu achten. Starke Geruchsbildung oder schleimige Sekrete deuten meist auf schlechte Bekömmlichkeit hin – solche Tiere sollten nicht gegessen werden.

Der Tod des Insekts sollte erst kurz vor der Zubereitung erfolgen, um unnötige Qualen zu vermeiden und Frische zu erhalten. Dazu wird das Kopfteils schnell und gezielt zerdrückt. Anschließend sind alle losen oder ungenießbaren Teile – wie Beine, Flügeldecken oder Fühler – zu entfernen, bevor das Tier weiterverarbeitet wird.

Die Zubereitung kann roh, gekocht oder geröstet erfolgen. Hitze tötet mögliche Keime ab, verbessert den Geschmack und macht die Konsistenz angenehmer. Rohverzehr ist möglich, sollte aber nur bei eindeutig verträglichen Arten erfolgen.

Raupen

Proteinquelle Raupe, Pixabay.com

Schmetterlingslarven – also Raupen – sind in vielen Regionen eine potenzielle Nahrungsquelle. Typisch sind ihre gut erkennbaren Brustbeine vorn, die bauchseitigen Afterfüße hinten und ihre charakteristische, schiebende Fortbewegung. In freier Natur findet man sie auf frischen Pflanzen, seltener auch unter lockerem Totholz. Besonders verwertbar sind sie als Puppe, da sie dann energiereicher und leichter zu verarbeiten sind.

Vor dem Verzehr müssen einige wichtige Ausschlusskriterien beachtet werden. Raupen mit langen Stacheln oder dichter Behaarung sind oft wehrhaft oder giftig – sie sollten grundsätzlich gemieden werden. Gleiches gilt für Tiere, die bei Berührung unangenehm riechen oder auf Pflanzen gefunden werden, die selbst als giftig bekannt sind.

Gefundene Raupen werden vor der Zubereitung durch leichtes Ausstreichen des Verdauungstrakts in Richtung After gereinigt. Dadurch wird der Darminhalt entfernt, was Geschmack und Hygiene verbessert.

Je nach Art können die Tiere roh gegessen werden, in der Praxis empfiehlt sich jedoch das Rösten. Hitze reduziert das Risiko durch mögliche Parasiten und verbessert Konsistenz und Geschmack deutlich.

Maden

Made, Foto: Algirdas

Larven von Zweiflüglern – also Maden – erkennt man an ihrem beinlosen, weichen Körper, den kleinen, zangenartigen Mundhaken und dem auffällig abgestumpften, oft rechtwinklig abgegrenzten Hinterteil. Sie treten als klassische Zersetzer auf, vor allem an Aas oder stark verwesendem organischen Material. Aufgrund ihrer Lebensweise sind sie nährstoffreich, bergen aber auch ein erhöhtes Risiko für Keime und Krankheitserreger.

Zur direkten Verwendung eignen sich Maden erst dann, wenn sie sich zu verpuppen beginnen oder mehrere Tage ohne Nahrungsquelle gehungert haben. So wird der Darminhalt abgebaut und der potenzielle Schadstoffanteil reduziert. Vorher sollten sie nicht verzehrt werden.

Eine gezielte Madenzucht ist möglich: Dazu Fleischreste über einem Sammelbehälter auslegen und die herabfallenden Larven auffangen. Diese dann kühl lagern und einige Tage ruhen lassen, bevor sie zur Verpuppung an einen wärmeren Ort gebracht werden.

Rohverzehr ist nicht zu empfehlen. Maden sollten immer gekocht oder geröstet werden – das reduziert das Keimrisiko und macht sie verträglicher. Trotz ihrer Herkunft können sie so zu einer verlässlichen Proteinquelle werden – vorausgesetzt, sie werden sauber verarbeitet und klar von unbrauchbarem Material getrennt.

Spinnen und Skorpione

Notnahrung Spinne, Foto: pixabay.com

Beim Verzehr von Spinnen und Skorpionen ist besondere Vorsicht geboten – vor allem in Regionen, in denen giftige Arten vorkommen. Nicht alle sind gefährlich, aber eine eindeutige Bestimmung ist oft schwierig. Im Zweifel sollte auf unbekannte Arten verzichtet werden.

Wenn essbare Exemplare gesammelt werden, gilt: Bei Spinnen wird das Kopf-Brust-Stück (Cephalothorax) schnell und gezielt zerdrückt, um das Nervenzentrum auszuschalten. Anschließend alle Beine entfernen, da sie zäh und kaum verwertbar sind. Bei Skorpionen muss der Giftstachel samt Endsegment des Schwanzes sicher abgeschnitten und entsorgt werden – das Gift kann auch nach dem Tod noch wirksam sein.

Eine thermische Behandlung ist zwingend erforderlich. Rösten oder Dünsten tötet Krankheitserreger, deaktiviert Reste von Toxinen und verbessert Textur sowie Geschmack. Rohverzehr ist riskant und sollte vermieden werden.

Quelle

Die Informationen wurden aus dem Buch "Tierische Notnahrung" von Joe Vogel entnommen. Wir möchten dieses Buch an dieser Stelle besonders hervorheben - unserer Meinung nach eines der Besten Bücher zum Thema auf dem deutschen Markt!